Der Verein GoWest will die queere Kultur und die Sichtbarkeit in Vorarlberg fördern. Aufgrund politischer Verstrickungen und/oder auch aufgrund fehlender finanzieller Unterstützung werden die vielfältigen und queeren Angebote gestört, abgesagt oder bleiben, im schlimmsten Falle, ausschließlich in der Entstehungsphase.
Somit ist dies ein negatives Zeugnis für den LGBTIQ+ Aktionsplans, die Pride-Proud-City, der Mitgliedschaft bei RCN sowie schlussendlich die Unterstützung der queeren Community in Vorarlberg!
Hierzu möchten wir ein aktuelles Beispiel nennen: Drag-Artists werden aufgrund politischer Instanzen von der Kinderbuchlesung in der Stadtbibliothek Dornbirn ausgeladen!!!
Warum die Stadt Bregenz als Pride Proud City und auch als Teil des RCN diese Möglichkeit nicht ergriffen hat, verwundert uns (so kurz vor den Wahlen) leider nicht.
Diese selektive Solidarität zeigt, dass wir uns nicht auf die öffentliche Hand und den LGBTIQ+-Fachbereich verlassen können. Auch an Schulen im ganzen Land beobachten wir eine Extremisierung und eine immer weniger werdende Akzeptanz. Workshops werden wegen Unruhen abgesagt, aber genau jetzt benötigt es diese Maßnahmen, um den Rechtsruck entgegenzuwirken und Aufklärung zu schaffen!
Pride Proud City aber nichts dahinter!
Echte Solidarität statt Rainbow-Washing!
Wir wollen österreichweit auf das Maßnahmenpaket des LGBTQI+ Gesundheitsplan 2023 hinweisen, welches auf Seite 107 bis 119 gefunden werden kann. Folgend listen wir Forderungen auf, welche sich an Entscheidungsträger*innen des Landes Vorarlberg richten.
1. Sicherung, Förderung und Ausbau der bereits vorhandenen Strukturen
Räumlichkeiten (Kompetenzzentrum, Regenbogenhaus) für den Verein GoWest, für die queere Community und für partizipative Projekte und Prozesse.
Unabhängiges Hauptamt muss von der Vorarlberger queeren Community gestellt werden und soll auch in Vorarlberg vernetzt leben. Das Hauptamt in der Bregenzer Verwaltung kann nicht unabhängig agieren.
Eröffnung der Verhandlungen über das vom Verein GoWest vorgeschlagene Konzept für den Ausbau und die Professionalisierung des Vereines für die queere Community, durch mehrjährige Strukturförderung gesichert. Das Konzept liegt dem Land vor.
Wo ist unser Regenbogenhaus?!
LGBTQIA+ Rechte sind Menschenrechte!
2. Bildung
Inklusion in Lehrplänen - Akzeptanz beginnt in jungen Jahren. Wir fordern das Lehren von queerer Geschichte und auch die Anerkennung des wissenschaftlichen Standes, dass es mehrere biologische und soziale Geschlechter gibt. Es braucht zudem eine umfassende Erweiterung der sexuellen Bildung in Thema auf vielfältige Liebe, Sex und Körper.
Lehrer*innenfortbildungen - Verpflichtende Schulungen für Lehrkräfte im Bereich LGBTQIA+ und intersektionale Diskriminierungen.
Antidiskriminierungsmaßnahmen und Solidarität - Erstellen und Umsetzen von praxisnahen Plänen gegen Mobbing und Diskriminierungen. Es braucht die volle Solidarität und Unterstützung seitens des Lehrpersonals und des Bildungsministeriums.
3. Gesundheitsversorgung
Anreize und Möglichkeiten schaffen für Psychiater*innen, Psychotherapeut*innen, Allgemeinmediziner*innen und Fachmediziner*innen sich weiterzubilden und auf queere Themen zu spezialisieren, insbesondere für Stellungnahmen für die rechtliche und medizinische Transition. Diese müssen für Privatpersonen möglichst finanzierbar angeboten oder von öffentlicher Hand übernommen werden.
Sensibilisierung in Vorarlbergs Landeskrankenhäusern, um diskriminierungsfreie Behandlungen und Untersuchungen zu sichern. Im Zuge dessen sollen initiative Anreize geschaffen werden für eine trans* Ambulanz/Endokrinologie.
Konversionstherapien gehören verboten. Diese Thematik kann auf Landesebene wohl nicht gelöst werden. Aber wir fordern die stetige rechtliche Überprüfung einzelner Veranstaltungen und bei rechtlichen Verstößen auch die Einleitung der zugehörigen Schritte.
4. Materielle Grundsicherung
Besondere Situation und Schutzbedürftigkeit von queeren Asylsuchenden anerkennen. Es braucht queere Asylprojekte, geeignete, gesicherte Unterbringung und Betreuung durch ein spezialisiertes, sensibilisiertes Personal.
Wohnungslose queere Menschen haben ebenso eine besondere Schutzbedürftigkeit. Es braucht auch hier geeignete Projekte um Barrieren abzubauen, Niederschwelligkeit zu sichern und queere Menschen hier sicher betreuen zu können.
Es braucht Schutzunterkünfte für Menschen, welche (häusliche) Gewalt erleben und durch das binäre, oder das cis-normative Raster fallen. Es braucht hier Schutzunterkünfte und geeignete Anlaufstellen.
5. Sensibilisierung der Bevölkerung
Aufklärungskampagnen - Sichtbarkeit in allen Bereichen, wir sind nicht am Rande der Gesellschaft, sondern mittendrin. Es muss die Vielfalt der Geschlechter in den Kampagnen berücksichtigt werden. Die Rede von Mann und Frau spiegelt nicht die Realität wider.
Queere Menschen sind des Öfteren berechtigten Ängsten im öffentlichen Raum ausgesetzt. Wir fordern hier Maßnahmen und Kampagnen zur Prävention von verbaler, physischer und psychischer Gewalt.
Sensibilisierung und Schulung der Exekutive Polizei, um dort Übergriffe, Diskriminierungen und Gewalt zu prävenieren.
6. Politik und Repräsentation
Es braucht Transparenz in (Entscheidungs-) Prozessen. Partizipative und niederschwellige Prozesse müssen eingeleitet und unterstützt werden und für alle interessierte Menschen geöffnet werden.
We are here, we are queer, get used to it!
Über den Regenbogen hinaus: echter Wandel ist nötig!
Wir fordern allgemein die Solidarität der politischen Akteur*innen und das Setzen von Initiativen auf allen Ebenen.
Zudem fordern wir das Stoppen der Ausnutzung von ehrenamtlichen Strukturen. Wir wollen nicht für Rainbow-Washing herhalten müssen. Eine aktive Zusammenarbeit kann nur funktionieren, wenn Fachexpertisen aus der queeren Community ernst genommen werden.
Wir erwarten bis zum 12.07.2024 um 23:59 Uhr eine Antwort der Politik. Falls wir eine ablehnende oder keine Antwort erhalten, wird mit einer aktivistischen Reaktion unsererseits zu rechnen sein.